Friedrich Schiller

DIE RÄUBER

19.09.1993
Schauspielhaus Zürich
Inszenierung:
Uwe Eric Laufenberg
Bühne:
Christoph Schubiger
Kostüme:
Jessica Karge
Mit:
Tilo Nest, Stephan Benson, Peter Ahrens, Fredericke Wagner, Volker Niederfahrenhorst, Lorenz Clausen, Michael Wilke, Frank Demenga, Matthias Fankhauser, Martin Hug, Peter Steiner, Hannes Glarner, Jürgen Ciesla, Oswald Fuchs, Angelica Arndts, Edwin Mächler
Rezensionen:

Ungewöhnliche Saisoneröffnung am Schauspielhaus. Schillers Räuber kommen aus den böhmischen Wäldern an den Zürcher Lettensteg. Und zudem gab es Besuch von der besetzten Wohlgroth-Fabrik. Das Premierenpublikum reagierte nicht kopfscheu. Nach vier Stunden gab es anerkennenden Beifall. Die Überraschung war perfekt. Eben waren wir von den Räubern, einem bunt-tristen Haufen von Junkies in die Pause entlassen worden. Wütende Zwischenrufe.... "Das ist aber jetzt nicht mehr lustig", entfuhr es einer Dame. Die Dame irrte. Die jungen Leute, die für den Erhalt der Kulturfabrik Wohlgroth protestierten, waren kein Theatergag.

Die Wirklichkeit holte das Premierenpublikum ein. Resolut, aber unagressiv. Etwas ratlos standen sich plötzlich zwei Zürcher Welten gegenüber. Ausstieg oder Anpassung. Beide Lebensentwürfe hat Schiller in seinem Stück durchgespielt. Wer jetzt Klassikerschändung wittert, ist auf dem Holzweg.

Der 32-jährige Laufenberg ist kein Stückezertrümmerer. Im Gegenteil: er und sein junges Team glauben ungebrochen an Schillers Aktualität. Die Witzchen und Gags, die Spielchen mit dem Publikum sind auflockernde Zutat. Dahinter steht verblüffender Ernst. Alles wird getan, um das Stück wieder bedrängend zu machen....... Verengt sind diese Räuber, aber sie wirken.

Zürcher Tagesanzeiger, 18.09.1993
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