Paulo Coelho (Bühnenfassung von Hakon Hirzenberger)

VERONIKA BESCHLIEßT ZU STERBEN

16.03.2006
Alte Fachhochschule Potsdam
Inszenierung:
Ensemble
Bühne:
Matthias Schaller
Kostüme:
Doris Homolka
Mit:
Uwe Eric Laufenberg, Bernadette Abendstein/Nadine Schori, Jennifer Antoni, Rita Feldmeier, Rahel Ohm, Nadine Schori, Moritz Führmann, Helmuth G. Fritzsch, Carsten Kochan,Philipp Mauritz, Henrik Schubert, Henrik Schubert
Rezensionen:

Hier ist der Ort, wo jeder seine Verrücktheit leben kann. Angstzustände, Verfolgungswahn, sexuelle Verklemmung sind kein Stigma. In der Psychiatrischen Klinik gibt es keine Tabus. Die Macken des anderen werden akzeptiert. Die Tür nach draußen steht jedem offen. Doch alle bleiben, sie brauchen den Schutz. Außer Veronika, die beschlossen hat zu sterben, und nun in der Klinik aufwacht, weil die Tablettendosis zu gering war.
Paulo Coelhos vor allem von jungen Leuten verschlungener Bestseller ist seit Donnerstag auf der Bühne des Hans Otto Theaters zu sehen: (...) Bei der Adaption herausgekommen ist ein kurzweiliger Theaterabend, der auf Situationskomik setzt und dennoch die Figuren ernst nimmt. Es gibt sehr bewegende Momente, aber auch einige Fragezeichen.
Auch der Raum im "Schaufenste" der Fachhochschule ist bestens gewählt und von Bühnenbildner Matthias Schaller mit nur wenigen Requisiten ausgestattet: Die weißen kahlen Wände, die langen Flure, das grelle Neonlicht – Klinikatmosphäre, wie man sie kennt. Darin agiert, ganz dicht am Publikum, der "Gott in Weiß", in diesem Fall Doktor Igor. Uwe Eric Laufenberg gibt ihm auf dem ersten Blick recht sympathische Züge. Er liest seinen Patienten vor, geht auf sie ein, nimmt sie offensichtlich ernst. Aber er experimentiert auch mit ihnen, benutzt sie als Versuchskaninchen.
Dank der schauspielerischen Kraft gelingt der Inszenierung ein facettenreiches Figuren-Kaleidoskop, das einem zum Teil zwar fremd bleibt, aber Andersartigkeit näher rücken lässt.

Potsdamer Neueste Nachrichten, 18.03.2006

Stück und Inszenierung sind ein Glücksfall. (...) (Laufenberg) gibt seinen Doktor Igor, den Chef jener psychiatrischen Klinik, in der Veronika nach ihrem Selbstmordversuch landet, als Mephisto und Gigolo im weißen Kittel. Mit Gamaschenschuhen tänzelt er leichtfüßig durch die Hallen und Gänge seiner Klinik. Er ist der Herrscher über Beruhigungsspritzen und Elektroschock-Therapien, zur Entspannung gönnt er sich eine hochhackige Gespielin. Und er spielt Schicksal. Denn der von ihm bei Veronika diagnostizierte Herzschaden, der angeblich in den nächsten Tagen zum Tode führen soll, ist pure Erfindung. Dient nur dazu, in Veronika die Lebensgeister zu wecken, sie zu animieren, noch einmal alles zu genießen, sich noch einmal zu verlieben.

Märkische Allgemeine Zeitung, 18.03.2006
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