Maxim Gorki

NACHTASYL

08.10.2003
Maxim Gorki Theater Berlin
Inszenierung:
Alexander Lang
Bühne:
Peter Schubert
Mit:
Margarita Broich, Anna Kubin, Ruth Reinecke, Rosa Enskat, Anya Fischer, Julian Mehne, Silvio Hildebrandt, Michael Wenninger, Ulrich Anschütz, Felix Rech, Michael Gitter, Uwe Eric Laufenberg
Rezensionen:

Es darf von einer Regie gesprochen werden, die ein zwölfköpfiges Ensemble zu einer großartigen Leistung stimulierte....In vielen Inszenierungen war Satin der einzige Visionär, der Wahrheitsbesitzer, der feuerköpfige Wachrüttler und Sehnsuchtsmensch. Beim starken Uwe Eric Laufenberg ist er der schweigende, brummige, schiefmäulige Lakoniker, der herumläuft, als würde er- gutgekleidet, Hut, Schal- gleich auf die Varité- Bühne irgendeines morbide-zynischen Entertainements gerufen. Sänger an der Titanic- Bar. Ein mürrisch- souveräner Moderator der Hoffnungslosigkeit. Laufenberg schleicht sich grandios unauffällig ins Zentrum der Aufführung, und wenn er am Schluß tief erschüttert in die Frage ausbricht, was der Mensch sei, so bricht er doch in Wahrheit unter diesem Wort zusammen. Als hätte Regisseur Lang seine Trauer, seine Resignation, seine Verzweiflung über die verpasste Chance Mensch dieser Figur wie einen Nagel ins Herz geschlagen.

Neues Deutschland, 23.10.2003

Lang macht aus Gorkis Text einen Gedankenstrom, in dem die Handlungen nur noch zitiert werden. Es gibt kein Drinnen und kein Draußen, viele Nebenfiguren fehlen und Luka, Gorkis geheimnisvoller Pilger, ist eine Frau. Was zunächst verstört, bringt dann eine Fülle von Entdeckungen. Die Nachtträumer lösen sich, jeder für sich, aus der Erstarrung. Sie erzählen, sie leben ihre Geschichte vor und verbinden sie mit den Fragen, Erlebnissen, Ängsten der anderen. Das ist, als lösten sich aus einem Orchester lauter Solostimmen. Das Elend, die Armut sind nur noch ein fast zufälliger Grund für eine dunkel faszinierende Beichte über das Misslingen von Lebensentwürfen, hinter denen doch tapfere, begeisternde Anläufe stecken. ..Im Mittelpunkt dieser begeisternden Männer-Riege aber steht der Satin des Uwe Eric Laufenberg, einer der aus Apathie, aus gähnender Langeweile sich in den furiosen Auftritt des Entertainers steigert. Ein Kluger, der zum Schluss den Versuch macht, davon zu fliegen, mit ausgebreiteten Armen.

Der Tagesspiegel, 10.10.2003
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