Peter I. Tschaikowsky

EUGEN ONEGIN

29.09.2007
Niederösterreichisches Landestheater Linz
Musikalische Leitung:
Ingo Ingensand
Inszenierung:
Uwe Eric Laufenberg
Bühne:
Olaf Grambow
Kostüme:
Jessica Karge
Mit:
Cassandra Mc Connell, Tijana Grujic, Althea Bridges, Karen Robertson, Thomas Laske, Per Hakan Precht, Nikolai Gelkin
Rezensionen:

Aufstand gegen die Langeweile
Peter Iljitsch Tschaikowskys Meisteroper „Eugen Onegin“ feierte am Samstag ihre höchst bemerkenswerte Premiere am Linzer Landestheater, die nicht nur das Publikum zu Recht begeisterte, sondern tatsächlich als geglückt angesehen werden darf...
Regisseur Uwe Eric Laufenberg erzählt zunächst die Geschichte wie aus dem Bilderbuch, versucht nichts zu aktualisieren, nichts zu modernisieren. Lediglich eine kleine, eher unscheinbare Lenin-Statue und die Kostüme, die sich zeitlos in jede Nachkriegs-Epoche einfügen können (Jessica Karge), deuten an, dass dieser Onegin nicht im zaristischen Russland, sondern wesentlich später spielt. Dennoch, die Langeweile, die die jungen zum Scheitern Verurteilten quält, ist dieselbe, die auch Puschkins Roman skizziert...Dann ein überraschender Bruch in die Gegenwart russischer High-Society, die unter Disko-Gefunkel „abtanzte“ und sich mondän geben wollte. Onegin hat auf seiner langen Reise offensichtlich die Wende nicht miterlebt und brach in Fürst Gremins Palais wie in eine neue Gesellschaft ein, die für ihn keinen Platz mehr hat. Beeindruckend das Bühnenbild von Olaf Grambow, der trotz der großen – für Chorszenen notwendigen – Räume viel Intimität zu schaffen verstand. Insgesamt handelt es sich beim neuen Linzer Onegin um keine brachial aktualisierte Fassung, sondern um ein behutsam aus unserer heutigen Sicht gesehenes bürgerliches Drama. Herausragend die musikalischen Leistungen – ...Allen voran Thomas Laske als Eugen Onegin. Der Stuttgarter verfügt nicht nur über eine beeindruckend geführte Stimme, die in allen emotionalen Lagen zu begeistern versteht, sondern ist auch ein überzeugender Schauspieler, der die feinen Nuancen dieser Partie fest im Griff hatte. Cassandra McConnell war die Idealbesetzung einer Tatjana, die die Wandlung vom schüchtern verträumten Mädchen zur selbstbewussten Fürstin höchst überzeugend und stimmlich absolut hinreißend glaubhaft machte. Emotion war auch die Stärke Per Håkan Prechts, der einen sich vor Eifersucht verzehrenden Lenski darstellte und auch stimmlich zu betören verstand...Viel Applaus für eine rundum gelungene Vorstellung, die das Zeug zum Kassenschlager haben dürfte...

Niederösterreichische Nachrichten, 01.10.2007
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