Richard Wagner

Siegfried

01.11.2014
Musikalische Leitung:
Dennis Russell Davies, Takeshi Moriuchi
Inszenierung:
Uwe Eric Laufenberg
Bühne:
Gisbert Jäkel
Kostüme:
Antje Sternberg
Mit:
Siegfried | Lars Cleveman || Mime | Matthäus Schmidlechner || Wanderer | Gerd Grochowski || Alberich | Bjørn Waag || Fafner | Nikolai Galkin, Dominik Nekel || Brünnhilde | Elena Nebera || Erda | Bernadett Fodor || Waldvogel | Elisabeth Breuer, Gotho Griesmeier
Chor:
Chor des Landestheaters Linz
Orchester:
Bruckner Orchester Linz
Termine:

Spielzeit 2014.2015

Siegfried - Trailer

Rezensionen:

„Victory" meldet der Bildschirm: Auf Level 67 hat Siegfried den Drachen besiegt – und zwar wirklich in einem Computerspiel, dessen eindrucksvolle Grafik wir als eine von zahlreichen die Bühne füllenden Projektionen (Video: Falko Sternberg) miterleben. Wichtiger nämlich als das Schwert Nothung ist für den Erfolg des eigensinnigen und doch so leicht manipulierbaren Helden das, was der Wanderer anlässlich der Wissenswette zurückgelassen hat: ein futuristisches Tablet mit Informationen über die Götter. Bilder der oberen Zehntausend, Gipfeltreffen, Putin und Obama, Polizeigewalt gegen Demonstranten, Nuklearraketen – das erregt das Interesse des Bier saufenden, spätpubertären Couch-Potato mit den blonden Dreadlocks.
Nach der Weltkriegs-„Walküre“ befinden wir uns im Chaos nach einer Naturkatastrophe (Flut? Tornado? Bühne: Gisbert Jäkel), und das Ambiente würde treffliches Sozialpornomaterial liefern: Mime mag zwar seiner eigenen mörderischen Agenda folgen, davon abgesehen aber erleben wir einen allein- und natürlich antiautoritär erziehenden Vater der 68er-Generation. Er kocht, putzt, strickt mit Hingabe – und trotzdem oder gerade deshalb tanzt ihm der Junior auf der Nase herum. Matthäus Schmidlechner, der Star dieses Premierenabends, spielt und singt den gar nicht zwergenhaften Loser mit hellstimmiger, nie plump karikierender Präzision – eine Glanzleistung (...).

Die Presse, 02.11.2014

Nun gut, die Zeit macht bei Laufenberg öfters mal Sprünge, außerdem scheinen sich Zeitschichten zu überlagern. Im dritten Aufzug des „Siegfried" holt selbiger die schlummernde Brünnhilde aus einer griechischen Statue raus, die es schon bei der „Walküre" gab, nur dass da nicht alles drum herum so apokalyptisch kaputt war. Und bevor, laut Übertitel, die Zukunft beginnt, hat Siegfried schon ein Gimmick der mindestens übernächsten Tablet-Generation zur Hand.
Es handelt sich um ein transparentes, grünes Ding, mit dem unser Held erst virtuelle Drachen erlegen muss, um danach den sich hinter Absperrzaun und goldenen Mauern verschanzenden Wirtschaftsboss Fafner killen zu können. Sofort eilen Passanten und Kamerateams herbei, interviewen ihn und den Waldvogel, der ein wahnsinnig hübsches Mädel ist, das – ehrlich wahr – herrlich und live Blockflöte spielt und mit Siegfried ein bisschen rummacht.
Als er noch mit Ziehvater Mime in einer Favela wohnte und statt dem von Wagner vorgeschriebenen Bären einen grimmigen Gangster in Ledermontur nach Haus brachte, wirkte Siegfried nicht nur frisurtechnisch wie eine Mischung aus dem US-Internetfreak Jaron Lanier und dem deutschen Grünenpolitiker Toni Hofreiter. Nach erfolgreichem Drachenkampf trägt der Held nun einen gepflegten Business-Anzug und hat die Haare einigermaßen schön.

Deutschlandradio, 02.11.2014

„Siegfried“, Angel- und Drehpunkt von Richard Wagners genialer Ring-Tetralogie, feierte am 1. November im Linzer Musiktheater in der Inszenierung Uwe Eric Laufenbergs eine mit Spannung erwartete Premiere. Gemäß seinem Ring-Konzept stellt Laufenberg die Handlung dieses von Erlöser-Mythen durchtränkten Stücks in die Gegenwart. Er lässt die eigentliche Bedeutung der Handlungs-Pole durch ausgiebige Videoprojektionen (von Falko Sternberg gekonnt komponiert) das vordergründige Geschehen illustrieren. Mit Hinweisen auf das primitive binäre System der Zahlen Null und Eins, in dem die digitale Welt wurzelt, wird High-Tech relativiert, um dann in einer flammenden Vision zu verbrennen.

Neues Volksblatt, 03.11.2014

Auf eine besondere Personenführung hat Regisseur Laufenberg bei den verbalen und handgreiflichen "Duellen" dieser Oper Wert gelegt, etwa zwischen Mime und Siegfried sowie Mime und Wotan/Wanderer im ersten Akt, Siegfried und Fafner im zweiten und zwischen Wotan/Wanderer und Erda sowie Wotan und Siegfried im dritten Akt.

Salzburger Nachrichten, 02.11.2014

Macht, Geld und Liebe im digitalen Zeitalter - Uwe Eric Laufenberg setzt neue Maßstäbe in der Inszenierung der Siegfried-Geschichte. Er verrückt sie in die Gegenwart und lässt in seiner Regie der digitalen Welt den Vorrang.

RegioNews.at, 01.11.2014
, 10.11.2014
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